Johanna Tirnthal und Richard Pfützenreuter
Hördokumentation
Schriftsteller, Kommunist, schwule Diva, DDR-Bürger aus Überzeugung – Wer war Ronald M. Schernikau? 1960 in der DDR geboren, übersiedelte er auf Verlangen seines Vaters 1966 zusammen mit seiner Mutter in eine kleine Stadt in Hannover, wo dieser schon auf sie wartete – und mit ihm eine Frau und Kinder. Mit seiner Mutter, die eigentlich überzeugte DDR-Staatsbürgerin und Genossin war, gestrandet im Westen fängt er an zu schreiben und veröffentlicht schon während seiner Schulzeit seinen ersten Roman, Kleinstadtnovelle, der in der BRD gefeiert wird. Literatur entschließt er sich in der DDR zu studieren, für ihn „das schönste Land der Welt“. Die Selbstverständlichkeit, mit der er in Westdeutschland als schwuler
Mann offen leben konnte ist für ihn hier erstmal vorbei – bei Themen wie HIV war die Diskussionskultur ebenfalls an einem ganz anderen Punkt. Auch mit seinen Ansichten darüber, wie kommunistische beziehungsweise sozialistische Literatur auszusehen hatte, stößt er hier nicht überall auf Verständnis. Trotzdem entscheidet er sich 1989 – vermutlich als einer der letzten – Staatsbürger der DDR zu werden. 1991 stirbt er mit 31 Jahren. Zu seinem 30. Todestag begeben sich Johanna Tirnthal und Richard Pfützenreuter auf seine Spuren, begegnen alten Weggefährt*innen und entdecken verloren geglaubte Tonbänder.
Diese Arbeit wurden beim dokKa Festival 2022 präsentiert: 02.12.0002 00:00 212-1
Diese Arbeit wurden beim dokKa Festival 2022 präsentiert: 02.12.0002 00:00 212-1