Un café allongé à dormir debout

Philippe De Jonckheere

Dokumentarfilm

  • Sprachen: französisch
  • Produktionsland: Frankreich
  • Länge: 53
  • Untertitel: Englisch
  • 4. Mai
  • 13:30 H
  • Kinemathek Karlsruhe
Ticket

t Gespräch in der Kinemathek Karlsruhe mit
Philippe De Jonckheere

Un café allongé à dormir debout
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"Un Café allongé à dormir debout" wählt eine poetisch-intime Methode, um das scheinbar Unbedeutende sichtbar zu machen – die menschliche Alltagserfahrung, die die Wahrnehmung schärft. Philippe De Jonckheere erzählt nicht nur von Nathan vor, sondern auch von einem zweiten hinter der Kamera: Repetitive Beobachtungen schärfen den Blick für Abweichungen im Detail, greifen die Perspektive des Vaters auf, dessen Aufmerksamkeit dem Lesen des Sohns gilt. Dieser ist während einer psychiatrischen Krise hospitalisiert, eine Phase des Wartens für beide. Das Sounddesign verdichtet die umgebende Geräuschkulisse zu einem Klangnetz, das an Bresson erinnert – das Ohr hört über den Bildrand hinaus. Gegen die Klinikmonotonie steigert sich der Ton zu vielschichtigen Klangimpulsen, auf die Nathan im Bild zu reagieren scheint. Als die anfänglichen Handyaufnahmen hochauflösenden Kamerabildern weichen, folgen wir den beiden in die Natur der Cévennen. Nathans Lebenssituation verändert sich – Bilder der Heilung entspringen den gemeinsamen Interaktionen: in der Berghütte, am Flusslauf, bei einer Partie Schach. Doch wichtiger als die reine Beobachtung ist der wortlose Dialog zwischen Vater und Sohn. Philippe schaut nicht nur auf Nathan – Nathan wirft seinen Blick zurück. Ein gegenseitiges Ausloten entsteht, eine Sphäre der Intimität, des Sich-Kennens und Verstehen-Wollens. Beim Versuch, uns Nathans Empfindungen nachvollziehbar zu machen, hinterlässt der Vater hinter der Kamera einen Abdruck seiner selbst. Der Film verlässt damit die explizite Erzählung und den distanzierten Aufblick – er wird zu einem einfühlsamen Porträt, das Nähe schafft, ohne ein abschließendes Verstanden-Haben zu suggerieren.

Von Sebastian Schönfeld

Philippe De Jonckheere
Nach seinem Studium an den Arts Déco in Paris verbrachte Philippe De Jonckheere die späten 1980er-Jahre für drei Jahre in Chicago, wo er mit Künstlern wie Robert Heinecken in Kontakt kam. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich begann er, Fotografie in radikaler Interaktion mit Kunst zu nutzen – durch Polaroid-Aufnahmen, Serien und Selbstporträts. Als Schöpfer der Website Desordre.net ist Philippe De Jonckheere zudem Blogger, Fotograf und Schriftsteller – und seit 2023 auch Filmemacher.

Philippe De Jonckheere
Nach seinem Studium an den Arts Déco in Paris verbrachte Philippe De Jonckheere die späten 1980er-Jahre für drei Jahre in Chicago, wo er mit Künstlern wie Robert Heinecken in Kontakt kam. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich begann er, Fotografie in radikaler Interaktion mit Kunst zu nutzen – durch Polaroid-Aufnahmen, Serien und Selbstporträts. Als Schöpfer der Website Desordre.net ist Philippe De Jonckheere zudem Blogger, Fotograf und Schriftsteller – und seit 2023 auch Filmemacher.