Kristina Shtubert
Dokumentarfilm
t Gespräch in der Kinemathek Karlsruhe mit
Kristina Shtubert
„Zentrum des Universums.“ „Eine riesige Heilanstalt.“ So beschreiben zwei Protagonisten des Films einen abgelegenen Ort tief in der sibirischen Taiga. Dort hat sich eine Glaubensgemeinschaft gebildet, die einem Mann folgt, der sich für die Wiedergeburt Christi hält: Wissarion. Der ehemalige Verkehrspolizist Sergej Torop erlebte in den 1990er Jahren seine „Erweckung“ und nannte sich fortan Wissarion. Mit langen Haaren und weißen Gewändern tritt er als Sohn Gottes auf Erden auf. Für seine Anhänger:innen ist er der Erlöser, der sie durch schwierige Zeiten führt. Sie pilgern zu ihm, lassen ihr früheres Leben hinter sich und siedeln sich in den Dörfern rund um die „Kirche des Letzten Testaments“ an – alle auf der Suche nach Sinn, Gemeinschaft und einem besseren Leben. Rund 5.000 Gläubige leben in den Siedlungen der Bewegung. Ihr Alltag ist von harter Arbeit geprägt: Sie betreiben eine Selbstversorgungswirtschaft, bauen Getreide, Obst und Gemüse an, halten Tiere und fällen Holz, um sich unabhängig von der Außenwelt zu machen. Zwischen 2013 und 2022 reist die Regisseurin Kristina Shtubert fünf Mal in diese abgeschiedene Lebenswelt. Doch nicht Wissarion steht im Mittelpunkt ihrer Dokumentation, sondern die Menschen, die an ihn glauben – und jene, die zwar in den Siedlungen leben, aber nicht Teil der Glaubensgemeinschaft sind. Wie sehen sie das Leben hier? Was treibt sie an? Welche Hoffnungen setzen sie in diesen Ort? Die Filmemacherin begleitet sie bei der Arbeit im Haus und auf den Feldern, bei Gottesdiensten und Veranstaltungen. Die Kamera fängt auch die jüngsten Bewohner:innen des Dorfes ein, die Kinder. Sie spielen im Wald, unbegleitet von Erwachsenen, erobern verrostete Eisenbahnwagons, erzählen von ihrem Alltag und erläutern die Struktur der Gemeinschaft sowie deren Werte. Ihre Wirklichkeit ist eine abgeschlossene – geprägt von den Lehren Wissarions. Doch was hält diese Menschen wirklich zusammen? Ist es der Glaube an Wissarion, der Wunsch nach einem Neuanfang oder die tiefe Sehnsucht nach Zugehörigkeit? Der Film gibt keine einfachen Antworten, sondern beobachtet – still, geduldig, nah an den Menschen. Ihre Geschichten stehen im Mittelpunkt: ihre Träume, ihre Zweifel. Was bleibt, ist ein Ort voller Widersprüche – für die einen ein Versprechen auf ein besseres Leben, für andere eine Gemeinschaft.
Kristina Shtubert
Kristina Shtubert wurde in Orsk, Russland, geboren und wuchs in Moskau auf. Während ihres Psychologiestudiums an der Staatlichen Lomonossow-Universität (1998–2004) belegte sie Filmregiekurse bei Alexander Proshkin. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie als Filmeditorin für diverse Produktionen sowie als Journalistin. 2010 zog Kristina nach Berlin, um Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie (DFFB) zu studieren. Von November 2020 bis August 2021 studierte sie parallel an der Moscow School of New Cinema. Ihr Kurzfilm "Elisa" wurde auf über 40 internationalen Festivals gezeigt und erhielt Auszeichnungen für Kamera und Schauspiel. Derzeit arbeitet Kristina als Projekt-Kuratorin und Ko-Produzentin am Episodenfilm" Almanach der Fremdheit" sowie an der Stoffentwicklung ihres Spielfilmdebüts "Lea" (AT). "Sonnenstadt" ist ihr Abschlussfilm an der DFFB.
Kristina Shtubert
Kristina Shtubert wurde in Orsk, Russland, geboren und wuchs in Moskau auf. Während ihres Psychologiestudiums an der Staatlichen Lomonossow-Universität (1998–2004) belegte sie Filmregiekurse bei Alexander Proshkin. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie als Filmeditorin für diverse Produktionen sowie als Journalistin. 2010 zog Kristina nach Berlin, um Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie (DFFB) zu studieren. Von November 2020 bis August 2021 studierte sie parallel an der Moscow School of New Cinema. Ihr Kurzfilm "Elisa" wurde auf über 40 internationalen Festivals gezeigt und erhielt Auszeichnungen für Kamera und Schauspiel. Derzeit arbeitet Kristina als Projekt-Kuratorin und Ko-Produzentin am Episodenfilm" Almanach der Fremdheit" sowie an der Stoffentwicklung ihres Spielfilmdebüts "Lea" (AT). "Sonnenstadt" ist ihr Abschlussfilm an der DFFB.