Perle - Der Weg zurück zur körperlichen Unversehrtheit

Yasmina Hamlawi, Annika Erichsen

Hördokumentation

  • Produktionsland: Deutschland
  • Länge: 54
  • 1. Mai
  • 16:00 H
  • Kinemathek Karlsruhe
Ticket

t Gespräch in der Kinemathek Karlsruhe mit
Annika Erichsen

Perle - Der Weg zurück zur körperlichen Unversehrtheit
Während des Online-Festivals als Stream verfügbar!

Schätzungen zufolge leben in der EU etwa 500.000 Frauen, die Opfer weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) wurden. Die belgische Journalistin und Feature-Autorin Yasmina Hamlawi widmet sich in "Perle – Der Weg zur körperlichen Unversehrtheit" den körperlichen und seelischen Folgen sowie den damit verbundenen sozialen Praktiken. Im Mittelpunkt steht die Lebensgeschichte von Fos, einer Frau aus Somalia. Sie erinnert sich an die patriarchalen Strukturen ihrer Dorfgemeinschaft, in der Sexualität und ihr eigener Körper nie unter ihrer Kontrolle standen. Offen spricht Fos über ihre Ehe und die Flucht über Schleuserwege nach Belgien. Ein Wendepunkt ist die rekonstruktive Operation, die nicht nur körperliche Heilung bringt, sondern auch die Wiederentdeckung von Lust und Selbstbestimmung. Das Stück wird von ihrer Stimme getragen – klar, ohne Verharmlosung, eindringlich, ohne voyeuristisch zu werden. Das Feature zeichnet Bilder, die Fos nah kommen, umrahmt ihre Geschichte auf mehreren Ebenen, ohne sie auf die Opferrolle zu reduzieren oder einen überheblich westlichen Blick einzunehmen. Die deutsche Bearbeitung von Annika Erichsen respektiert den O-Ton, überdeckt weder die Stimme von Fos noch fügt sie hinzu, was nicht durch Fachpersonen – darunter eine Psychologin, ein Genitalchirurg und eine Hebamme – berichtet wird. Gerade diese formale Reduktion schafft Raum für die Eindringlichkeit von Fos' privater Erzählung und macht sie zu mehr als einer Flucht- und Leidensgeschichte: Es ist ein Porträt weiblicher Selbstbestimmung, das über die Einzelerfahrung hinaus von Widerstandskraft, Selbstermächtigung und Zukunftsperspektiven berichtet.

Von Sebastian Schönfeld

Foto: Hermia Manuel


Foto: Elena Shmagrinskaya


Foto: Hermia Manuel


Foto: Elena Shmagrinskaya